„Urbane Resilienz“

Eine neue Begrifflichkeit schwirrt nicht nur durch die Köpfe der Stadtplaner und Soziologen, sondern kommt nun auch in den Medien an. Aber was hat es damit auf sich? Ein Erklärungsversuch:

Die Corona Pandemie hat uns in vielen Bereichen gezeigt, wo unsere Grenzen sind, wo Handlungsbedarf besteht und wo Handlungspotential vorhanden ist.

Auch in der Stadtplanung haben sich vorhandene Defizite deutlich gezeigt. Aber nicht nur gegen Pandemien müssen sich unsere Städte wappnen, sondern auch gegen den Klimawandel, soziale Ungleichheit und die hohe Nachfrage nach Wohnraum.

Ein Leitfaden für die resiliente Stadtentwicklung bildet unter anderem die „Neue Leipzig – Charta – Die transformative Kraft der Städte für das Gemeinwohl“ vom 30.11.2020. Hier werden der zukunftsfähigen Stadt die drei Eigenschaften zugeordnet: gerecht, grün und produktiv.

Was sind nun aber konkrete Handlungsfelder? Ein unabhängiger ExpertInnenbeirat entwickelte zu dem Thema das Memorandum „Urbane Resilienz – Wege zur robusten, adaptiven und zukunftsfähigen Stadt“ und definierte folgende zehn Handlungsfelder:

  1. Öffentliche Räume
  2. Zentren und Stadtteilzentren
  3. Nachhaltige Mobilität
  4. Sozial und umweltgerechte Wohn- und Nachbarschaftsgebote
  5. Kultur und kulturelles Erbe
  6. Gesundheit
  7. Stadt und Raumstruktur
  8. Digitalisierung
  9. Verwaltungs- und Governance Strukturen
  10. Neue gemischte Arbeitswelten

Für die ersten sieben können schon Maßnahmen in der Bauleitplanung getroffen werden:

Durch die Festsetzungen von öffentlichen Grünflächen ist ein Grundstein für neue öffentliche Räume geschaffen, hier gilt es nicht nur in neuen Quartieren Parkanalgen zu schaffen, sondern auch im Bestand nach zum Beispiel brachliegenden Flächen zu suchen und diese eventuell bestehende Bebauungspläne zu ändern. Aber mit öffentlichen Räumen sind nicht nur Grünanalgen gemeint, sondern auch Verkehrsflächen und befestigte Plätze. In dem Memorandum Urbane Resilienz wird die „Multicodierung grauer Infrastruktur“ als notwendige Maßnahme beschrieben.

Die Zentren unserer Städte sind geprägt von dem Einzelhandel, jedoch wird dieser durch den Online-Markt immer weniger konkurrenzfähig. Es müssen also neu Funktionen in die Stadtmitte und hier sind kreative Ideen gefragt. Vielleicht ist es in diesem Fall nötig, mehr Freiheiten zuzulassen und wenig in den Bebauungsplänen vorzuschreiben.

Im Bereich der nachhaltigen Mobilität können in der Bauleitplanung schon Fahrradwege, Stellplätze für Car-, Fahrrad- und andere Sharing-Angebote geschaffen werden.

Das Baulandmobilisierungs-Gesetz macht es in der Bauleitplanung möglich, sozialen Wohnungsbau zu fördern, denn in § 9 Abs. 2d Nr. 2-3 BauGB wird erlaubt, in Bebauungsplänen zur Wohnraumversorgung festzusetzen, dass die zu bauenden Wohnungen den Förderbedingungen der sozialen Wohnraumförderung entsprechen. Aber mit bezahlbaren Wohnungen ist dem nicht genüge getan, es müssen auch öffentliche Freiräume geplant werden, die ein gesundes Wohnumfeld ermöglichen, sowie erreichbare Bildungs- und Versorgungsmöglichkeiten.

Das Kulturelle Erbe kann durch die Erfassung in der Bauleitplanung geschützt und der Umgang mit ihnen vorgeschrieben beziehungsweise geleitet werden.

Für das gesunde Wohnen müssen im Bebauungsplan Rahmenbedingungen geschaffen werden. In den Umweltberichten zu den Bebauungsplänen werden die Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch geprüft, hierzu gehört zum Beispiel Gutachten zur Lärmbelastung. Um ein gesundes Wohnumfeld zu schaffen, müssen zusätzlich alle Punkte, die in dem Abschnitt zu den öffentlichen Räumen beschrieben wurden, sowie bewegungsfördernde Mobilität und eine gute Versorgungsinfrastruktur vorhanden sein.

Zur Verbesserung der Stadt und Raumstruktur kann die Bauleitplanung beitragen, indem sie im ländlichen Raum eine maßvolle Nachverdichtung durchführt und in den Städten für stabile Wohnverhältnisse und ausreichend grüne Infrastrukturen sorgt.

Mehr Informationen finden Sie unter folgenden Links:

1.         Neue Leipzig Charta:

https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Initiative/Leipzig-Charta/Neue-Leipzig-Charta-2020/neue-leipzig-charta-2020_node.html

2.         Memorandum Urbane Resilienz: 

https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Blogeintraege/DE/memorandum_urbane_resilienz.html